Hasseröder Chronik - Entstehung und Burg

Hasserode liegt am Fuße des Harzes im Tal der Holtemme, die im Oberlauf die Steinerne Renne bildet. Durch den Ort führt die Landstraße nach Drei Annen Hohne und Schierke sowie die Harzquerbahn über die Bahnhöfe Steinerne Renne, Drei Annen Hohne und Schierke zum Brocken. In Ortslage Hasserode befinden sich drei Bahnhöfe der Harzquerbahn (heute Harzer Schmalspurbahn): Hochschule Harz (ehemals Kirchstraße), Hasserode und Steinerne Renne.

Der Ort entstand um die Burg Hasserode im 12. Jahrhundert. Die archivarisch belegte Geschichte der Harzwälder rings um die einstmals selbständige Gemeinde Hasserode, die seit 1907 ein Stadtteil von Wernigerode ist, reicht weit in das Mittelalter zurück. Ursprünglich gehörte dieses Waldgebiet zum Reichsbannforst, bevor die aus Haimar im Bistum Hildesheim stammenden und im Jahre 1121 erstmals urkundlich erwähnten Grafen zu Wernigerode von den römischen Kaisern und deutschen Königen damit belehnt wurden. Die Urkunde des Bischofs Ludolf von Halberstadt vom 24. Juli 1236 gilt als erste namentliche Erwähnung von Hasserode. Aus der Übereignungsurkunde von 1410 geht hervor, dass es sich bei der Burg um einen befestigten Hof, ein "Festes Haus", gehandelt hat. Noch am Ende des 16. Jahrhunderts war der Gebäudekomplex von Wasser umflossen und mit einem gefütterten Graben, Wällen und Mauerwerk umgeben.

Der Landschaftsmaler Wilhelm Pramme hat das Aussehen der Anlage in einem seiner Gemälde nachempfunden. Ihm lag eine skizzenhafte Darstellung der Burg auf einem Lageplan aus dem Jahre 1761 vor. Damals fehlte bereits der Burgturm, der 1548/49 an Cordt Welborn zum Abbruch vergeben worden war. Wohl an dessen Stelle wurde 1568 für den Gesindevogt ein neues Küchengebäude errichtet.

Die Burg Hasserode - Rekonstruktion

DIE BURG HASSERODE in der Rekonstruktion von Wilhelm Pramme (Öl auf Leinwand), bestehend aus einem steingemauerten Erdgeschoss, zwei darüberliegenden Fachwerkgeschossen und einem Dachgeschoss mit Gaupen. Umgeben ist die Burg mit einer Festungsmauer aus Stein und einem Graben. Der Zugang erfolgt durch ein Tor, auf das ein Torhaus gebaut ist.
Quelle: Harzmuseum Wernigerode. (Foto mit freundlicher Genehmigung des Harzmuseums der Stadt Wernigerode)

Heute erinnert nichts mehr daran, dass hier einst eine Burg stand. Böter's Mühle (im Hintergrund) ist noch heute erhalten.

Hier stand einst die Burg Hasserode

Hasseröder Chronik - die lange Geschichte

Wappen der Grafen von WernigerodeThidericus von Hartesrode, ein Dienstmann der Grafen zu Wernigerode, ließ sich allem Anschein nach zwischen 1226 und 1236 in der im Entstehen begriffenen und nunmehr von ihm verwalteten dörflichen Ansiedlung am Fuße des Harzes nieder um sich an der Vereinigung von Holtemme- und Drängetal einen befestigten und mit einem Wassergraben umgebenen Wohnsitz errichten. Sein Sohn, Ritter Dietrich von Hartesrode, stattete das in einem Seitental unweit seiner Burg gestiftete Augustiner-Eremitenkloster Himmelpforten im Jahre 1253 mit Wald- und Landbesitz aus.

Im Harzvorland am Fuße des 'Huy' genannten Gebirgszuges besaßen die Grafen von Wernigerode in verschiedenen Dörfern Grundbesitz. Diese Dörfer unterstanden jedoch den Grafen von Regenstein. Durch einen geschickten Schachzug versuchten die Wernigeröder Grafen, die Untertanen dieser Dörfer enger an sich zu binden, indem sie den dortigen Bauern Holznutzungsrechte in ihren Harzwäldern einräumten. So wird im Jahre 1253 bereits der "Hadebergeberg" genannt, der noch heute unter dem Namen Heudeberberg bekannt ist und sich südlich des 1525 zerstörten Augustiner-Eremitenklosters Himmelpforten erstreckt.
Hier hatte das regensteinische Dorf Heudeber Holznutzungsrechte. Weitere Dörfer erhielten von den Grafen von Wernigerode derartige Rechte spätestens in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Wäldern rechts und links der Holtemme und im Drängetal eingeräumt. Neben Heudeber gehörten Reddeber, Danstedt, Ströbeck, Athenstedt, Aspenstedt, Sargstedt und Runstedt dazu. Diese, meist am 'Huy' gelegenen Gemeinden hatten in einem abgegrenzten Waldbezirk gewisse Berechtigungen, für die sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Ausdruck "Achtwort" herausprägte.
Unter mittelalterlichen Bedingungen stellte sich die Nutzung dieses Waldgebietes für die ca. 10 bis 30 km vom Harz entfernt liegenden Dörfer sehr problematisch dar. Zu ihrem Schutz und zur besseren Organisation der Bewirtschaftung des Forstes war ein Stützpunkt direkt am Fuße des Harzes nötig. Daher wird angenommen, dass von einigen der Huydörfern aus spätestens in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts im Harzwald eine Siedlung durch Waldrodung angelegt wurde - das heutige Hasserode.
So erklärt sich auch die Tatsache, dass Hasserode wie viele der Huydörfer den Grafen von Regenstein unterstand, obwohl das Gebiet mitten im Herrschaftsbereich der Wernigeröder Grafen lag. Erst am 26. Juni 1343 veränderte sich diese Unterstellung, nachdem die Regensteiner im Machtkampf den Grafen von Wernigerode unterlagen und diesen u.a. die Dörfer Reddeber, Heudeber, Danstedt, Athenstedt und auch Hasserode käuflich abtreten mussten.

Schwarzer Hirsch im goldenen Feld - das Wappen der Grafen zu Stolberg & Wernigerode bis 1429Von der Burg Hasserode aus verwalteten die Herren von Hartesrode neben der kleinen dörflichen Ansiedlung als oberste Holzwärter auch den Forstbezirk der acht Huydörfer. Aus der Zeit zwischen 1407 und 1429 stammt die erste bekannte Ordnung über die Holzgerechtigkeit der beteiligten Bürger- und Bauerngemeinden, die von Graf Heinrich von Wernigerode bestätigt wurde. Die Rechte der Dörfer bestanden u.a. darin, dass sie ihr Bau- und Brennholz aus dem festgelegten Waldgebiet nörd- und westlich von Hasserode, für welches sich im 16. Jahrhundert der Name "Landmann" herausbildete, beziehen durften.
Die Nutzung des Waldes war jedoch nicht uneingeschränkt möglich, es war kein Gemeindewald im eigentlichen Sinne, sondern dem Grundherrn, dem jeweils regierenden Grafen von Wernigerode (ab 1429 den Grafen zu Stolberg), standen weiterhin bestimmte Vorrechte zu. So blieb die Jagd den Grafen allein vorbehalten. Weiterhin war nicht gestattet Tannen-, Ahorn-, Linden- und Eschenholz zu schlagen. Die übrigen Holzarten durften nur in der Zeit von Ostern bis zum 24. Juni gefällt werden und dann auch nur montags, mittwochs und am Sonnabend. Das geschlagene Holz musste nur auf bestimmten Holzwegen abtransportiert und durfte nur für den Eigenbedarf verwendet werden. Über die Einhaltung dieser Ordnung wachte ein eigenes Gericht, dem die Ritter von Hartesrode vorstanden und das auf der Burg Hasserode tagte. Erst nach dem Aussterben der Burgherren in männlicher Folge im Jahre 1398 wurde es in ein Gebäude bei der heute Hohe Warte genannten Anhöhe verlegt.

Der letzte Ritter Ludolf von Hartesrode wurde wie viele seiner Vorfahren in der Chorherrenstiftskirche St. Georgii und St. Sylvestri in Wernigerode beigesetzt. Nach seinem Tod ging das sich über 150 Jahre im Besitz der Herren von Hartesrode befindliche Marschallamt im Hochstift Halberstadt an die Ritter von Rössing über. Der Besitz von Hasserode fiel an die Grafen von Wernigerode als Lehnsherren zurück. Diese verpfändeten Hasserode zunächst an die Stadt Wernigerode. Letztendlich übereignete Graf Heinrich von Wernigerode am 29. Juni 1410 Hof und Dorf "Hartesrode" mit allen Rechten und nutzbarem Eigentum dem Rat der Stadt Wernigerode. Er behielt sich und seinen Erben lediglich den Blutbann und die Oberhoheit vor.
Von dieser Zeit ab sanken die nunmehr zum städtischen Eigentum gehörige und weit vor den Toren Wernigerodes gelegene Burg und Ansiedlung immer mehr in die Bedeutungslosigkeit herab. Äußeres Zeichen dafür war der Verfall der dem St. Andreas geweihten Dorfkirche. Wahrscheinlich wegen ihrer schlechten Vermögenslage und Baufälligkeit gaben am 11. Februar 1488 mehrere Kardinäle allen Gläubigen, welche diese Kirche an gewissen Festen besuchen und für diese ihre mildtätige Hand öffnen würden, für jeden dort zugebrachten Tag hundert Tage Ablass. Das Patronat über die Kirche gehörte dem nur wenige Kilometer von Hasserode entfernten Jungfrauenkloster Drübeck, das zahlreichen Grundbesitz in Hasserode und dem östlich benachbarten Marklingerode hatte. Noch 1486 werden mehrere, an das Kloster Drübeck zinspflichtige Höfe in Hasserode genannt, doch auch diese Höfe verfielen in den folgenden Jahrzehnten. Im Jahre 1530 wurden die Kirchenglocken von Hasserode nach Wernigerode gebracht und 1541 bewilligte die Äbtissin des Klosters Drübeck, Anna Spangenberg, dass die Einkünfte aus Hasserode, das als "desolat" bezeichnet wird, künftig an die St. Nikolaikirche in Wernigerode gehen sollen. Viele Bewohner des Dorfes waren in die nahegelegene Stadt Wernigerode gezogen.
Das Dorf Hasserode war spätestens in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einer Wüstung geworden. Nur ganz wenige Wirtschaftsgebäude im oberen Ortsteil, die für Bergbauzwecke oder als Mühlen am Wasserlauf der Holtemme genutzt wurden, blieben bestehen. Diese Bauten wurden dominiert von der alten Burganlage, die urkundlich nur noch selten Erwähnung findet.

Da die Grenze zwischen den gräflichen und städtischen Besitzungen vor dem Westerntor recht unübersichtlich verlief, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Grafenhaus Stolberg, das seit 1429 über Wernigerode und die gleichnamige Grafschaft regierte. Der nicht enden wollende Konflikt, in dessen Verlauf u.a. auch das kurfürstlich-brandenburgische Kammergericht eingeschaltet wurde, hatte zur Folge, dass der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg als Oberlehnsherr 1694 das "Haus Haßerode mit dessen Pertinentien und von alters her dazugehörigen District, Rechten und Gerechtigkeiten in Sequestration nehmen" ließ. Er gliederte das Gebiet als eigenes Amt Hasserode territoriell der Kurmark an und ordnete es den Behörden im Fürstentum Halberstadt unter.

Das Amt Hasserode bildete mit 3 ½ Hufen Land das kleinste im Kurfürstentum Brandenburg. Verwaltungssitz des Amtes wurde nicht die Burg, sondern zunächst das alte Forsthaus. Das lässt darauf schließen, dass entweder in der Burg noch der städtische Vogt seinen Sitz hatte oder dass sich der damalige Erhaltungszustand des Gebäudes bereits nicht mehr für eine dauerhafte Nutzung eignete. Der vom Kurfürst von Brandenburg vorläufig eingesetzte erste Administrator von Hasserode, der Oberberginspektor Julius Questen aus Wernigerode, verstarb nach nur wenigen Wochen Dienstzeit. Dessen Tod veranlasste den Kurfürsten, die bisherige Interimsadministration aufzuheben und den früheren Amtmann von Brumby, Frantz Andreas Hanstein, als neuen Amtmann von Hasserode einzusetzen. Am 7. April 1695 trat Hanstein seinen Dienst im Amts- und Forsthaus Hasserode an. Seine erste Tätigkeit war, die damaligen Bewohner von Hasserode in die Pflicht zu nehmen und von ihnen das Treuegelöbnis auf den Kurfürsten von Brandenburg zu verlangen.

1714 trat der erst 19-jährige Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode das "Haus Hasserode"! mit allem Zubehör einschließlich der Waldungen endgültig nun auch juristisch an die preußische Krone ab. Lediglich die für die Verarbeitung des Holzes unbedingt benötigte "Ober Sage Mühle hinter der Burg Haßerode" nebst "Garten, samt dem dabey stehenden kleinen Jäger Hause und Garten wie auch mit dem Platze bey der Mühle, worauf die Sage Blöcke und Dielen geleget worden", erhielt der Graf bei der Festlegung der neuen Grenzen zurück. Im Territorium der Grafschaft Wernigerode bestand nun mit dem Amt Hasserode eine brandenburg--preußische Exklave, in der wiederum als Enklave das Gebiet rings um die nunmehr gräfliche Sägemühle existierte. Der Sägemüller Hans Holland wurde aus seinen Verpflichtungen gegenüber dem König in Preußen entlassen und musste dem Grafen zu Stolberg-Wernigerode den neuen Untertaneneid leisten.

Die Burg Hasserode wurde nach dem Umbau - spätestens ab 1714 - als brandenburg-preußisches Amtshaus genutzt. Der Aufwand zur Verwaltung des kleinen Amtes Hasserode stand jedoch in keinem Verhältnis zu den geringen Einnahmen. Nachdem König Friedrich II. 1740 in Preußen die Regierung übernommen hatte, gab es mehrere Pläne für die "Peuplierung des Hasseröder Tales". Durch die ab 1749 verstärkt einsetzenden Streitigkeiten über Hut- und Weiderechte kam das Vorhaben der Kolonisation erst 1768 zur praktischen Umsetzung. Von Brandenburg-Preußen wurde der Zuzug von Kolonisten gefördert, indem man sie für die ersten 14 Jahre nach der Ansiedlung von allen Abgaben befreite. Durch dieses verlockende Angebot stieg die Einwohnerzahl bis 1775 von 281 auf über 600 und bis 1786 auf 753 an. Die Zahl der Häuser erhöhte sich bis 1813 auf 153. Die neue Ansiedlung hatte den Namen Friedrichsthal erhalten. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts war der Doppelname Hasserode-Friedrichsthal üblich geworden, jedoch verschwand der Name Friedrichsthal im ausgehenden 19. Jahrhundert und es setzte sich die alte Bezeichnung Hasserode für den gesamten Ort durch.

Der zur Burg Hasserode gehörige Landbesitz wurde 1770 in eine königlich-preußische Domäne umgewandelt und verpachtet. Der jeweilige Domänenpächter war gleichzeitig der Amtmann, der seinen Sitz meist in der alten Wasserburg nahm. Die Domäne bestand jedoch nur kurze Zeit. Nicht alle Kolonisten hatten Ackerflächen erhalten, so gab es mehrere Gesuche an den preußischen König zur Aufteilung des Domänenackers. Letztendlich schaltete sich auch die Kirche ein und erreichte, dass der sogenannte Amtsacker in den Jahren 1797–1799 in 112 Teilstücke in der Größe eines Morgens aufgeteilt und durch Losentscheid an die Gemeindeglieder aufgeteilt wurde. Der letzte Domänenpächter erhielt dafür eine nicht geringe finanzielle Entschädigung. Von der alten Burg aus gab es nun kaum noch etwas zu bewirtschaften. Hinzu kam, dass Hasserode endgültig mit der französischen Besetzung ab 1807 seine Funktion als Amtssitz verlor, da es in den Landkanton Wernigerode des Distrikts Blankenburg des Saaledepartements integriert wurde. Nach der Bildung der Provinz Sachsen im Jahre 1816 wurde das Amt Hasserode – wie die gesamte Grafschaft Wernigerode – dem Landrat des neugebildeten Kreises Osterwieck unterstellt. Die kleine gräfliche Enklave innerhalb des Amtes, die das Gebiet um den heutigen Floßplatz mit der oberen Sägemühle, der Försterwohnung und zwei Arbeiterhäusern umfasste, wurde wieder reaktiviert.
Die Unterstellung seiner Grafschaft unter den Landrat des preußischen Kreises Osterwieck war für den regierenden Grafen Christian Friedrich zu Stolberg-Wernigerode ein untragbarer Zustand, gegen den er mehrfach beim preußischen König protestierte. Die von ihm geforderte Verwaltungsreform sah auch die Wiederherstellung der 1714 entzogenen gräflichen Rechte über das gesamte Gebiet von Hasserode vor. Nach langwierigen Verhandlungen einigte man sich, die früher zur Grafschaft gehörenden und von derselben eingeschlossenen Gebiete dem Herrn Grafen gegen "Erlegung des Werths in klingendem Gelde" käuflich zu überlassen.
Weitere Verhandlungen hatten zur Folge, dass der Landkreis Osterwieck aufgelöst und die Grafschaft Wernigerode als selbständiger Kreis mit gräflichen Hoheitsrechten zum 1. Januar 1825 dem Regierungsbezirk Magdeburg der preußischen Provinz Sachsen angegliedert wurde. Ein sogenannter Oberbeamter, der zu je einer Hälfte dem regierenden Grafen zu Stolberg-Wernigerode und dem König von Preußen unterstand, war nunmehr bis zur endgültigen Integration der Grafschaft Wernigerode in den preußischen Staat im Jahre 1876 auch für die Verwaltung von Hasserode zuständig. Sein Amtssitz war Wernigerode.

Die mittelalterliche Burganlage in Hasserode hatte die längste Zeit als Verwaltungssitz gedient. Sie war nun endgültig überflüssig geworden und ihr bereits desolates Mauerwerk wurde nun endgültig zur Gewinnung von Baumaterial genutzt. Mit dem wertlosen Schutt wurde der Burggraben verfüllt und das eingeebnete Gelände zum Teil der östlich benachbarten Burgmühle zugeschlagen. Die letzten verblieben baulichen Überreste der Burg waren 1845 endgültig verschwunden. Heute erinnern in unmittelbarer Umgebung der früheren Burganlage nur noch die Namen Burgmühlenstraße und Amtsgasse sowie der stattliche Fachwerkbau der Bötersmühle, deren Wasserzufluss einst den Burggraben speiste, an längst vergangene Zeiten.

Am 12. Juli 1916 erwarb Ferdinand Karnatzki die alte Burgmühle. Diese ließ er abreißen und und errichtete an gleicher Stelle die Fabrikgebäude der "Schokoladenwerke Ferdinand Karnatzki AG". 1923 stieß man bei Arbeiten zum Erweiterungsbau der Schokoladenwerke auf einen gespalteten Stein, der wohl in der Nordwestecke der Burg vermauert gewesen war. Des Weiteren kamen die Auflager der Zugbrücke sowie Pfähle und Faschinen von der früheren Uferbefestigung des Burggrabens zu Tage. Beim Bau des Kesselhauses soll nach Augenzeugenberichten ein Begräbnisplatz zum Vorschein gekommen sein, dessen Gräbern Waffen und Gefäße beigegeben waren.
Aus der Schokoladenfabrik Ferdinand Karnatzki wurde die Burgmühle-Schokoladen GmbH und als Nachfolgerin die Argenta Schokoladenwerk AG. Nach dem 2.Weltkrieg wird aus diesem Betrieb der VEB Schokoladenfabrik Wernigerode, 1951 firmierend als VEB (K) Argenta Süßwarenfabrik Wernigerode. 1990 wurde daraus eine GmbH, welche 1991 von der Friedel Süßwarenfabrik GmbH übernommen wurde. Mit der Insolvenz der Fiedel Süßwaren GmbH im Jahr 2002 endet im Ortsteil Hasserode die traditionsreiche Herstellung von Süßwaren.

Überregional bekannt wurde der Ort durch die Hasseröder-Bierbrauerei. Die historischen Gebäude der Brauerei wurde in den 1990er Jahren völlig abgerissen und von Hasserode in das Gewerbegebiet von Wernigerode am Ortsausgang Richtung Darlingerode verlegt. Das Grundstück der Brauerei wurde mit Wohnhäusern bebaut. In der Frankenfeldstraße 6 in Hasserode war außerdem das Reiswunderwerk Wernigerode ansässig. Das Werksgelände wurde nach dem Abriss der Fabrikgebäude ebenfalls mit Wohnhäusern bebaut. Geschichtlich interessant ist auch noch das Blaufarbenwerk Hasserode.

Quellennachweis:
- Eduard Jacobs: Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln
- Gustav Sommer, Eduard Jacobs: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Grafschaft Wernigerode
- Jörg Brückner: Die Burg Hasserode: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt
- Jörg Brückner: Neues über die Burg Hasserode. In: Neue Wernigeröder Ztg., Jg. 9, 1998, 6, S. 20
- Harzmuseum Wernigerode
- Internet: Wikipedia

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